„Aber das ist doch teurer!“
„Vielleicht, ja, aber anders geht es nicht!“
„Ja, aber warum muss das über die Zentrale laufen? Wenn ich über meinen Account selbst das Hotel buche, dann sparen wir bares Geld!“
„Warum? Weil das so festgelegt wurde. So ist das nun einmal geregelt!“
Dialoge wie diesen gibt es sicherlich jederzeit in unzähligen Unternehmen, wenn es z.B. um Reisekosten geht. Um den Sinn und Unsinn von Vorgängen.
Kommen wir im Zuge einer Impedition in ein Unternehmen, so entdecken wir oft solche Prozesse, die sich auf eine gewisse Weise als tabu herausstellen, die von euch nicht hinterfragt werden können, weil: „Das haben wir schon immer so gemacht!“
Ein gefährliches Totschlag-Argument …
Darum! – Unternehmenskultur in der Sackgasse
Mich erinnert das an einen Klassiker aus der Kindererziehung: „Warum muss ich das machen?“ „Darum!“ – aber „Darum!“ wird für Unternehmen zu einer Gefahr, die ihr nicht ignorieren solltet.
Es kann sein, dass das Pochen auf dem „So haben wir das immer gemacht!“ seinen Grund in der Bequemlichkeit hat. Veränderungen sind unbequem. Lieber an den eingespielten Abläufen festhalten …
Oder hier zeigen sich euch Unsicherheiten oder Ängste: Lieber nicht ansprechen, dass die eine oder andere Veränderung gut wäre, sonst bekommen wir noch einen auf den Deckel …
Den Mangel an Veränderungswillen finden wir oft in der Unternehmenskultur verankert: Der Chef sitzt bei der Besprechung immer am Kopfende – ist das in genau dieser Besprechung sinnvoll oder spiegelt sich hier die hierarchische Struktur wider?
Wie Anke sagt: „Veränderungen sind immer anstrengend! Wenn ich daran denke, wie viel Energie wir in unsere Idee von einem anderen Leben und Arbeiten gesteckt haben! Wir hätten es uns auch leichter machen können – und einfach so weiterleben!“ – und es sich leicht zu machen, kann ein Teil der Kultur sein: „Veränderungen sind gut, klar, aber bei uns? In einem Start-up könntet ihr das ja vielleicht machen!“
Zu oft werden kreative Ideen, die zu Veränderungen führen könnten, zu früh abgeblockt. Diese Ideen werden vom Tisch gefegt, bevor sie überhaupt auf ihren Sinn fürs Unternehmen geprüft werden konnten – eine Sackgasse für Unternehmen.
Achtung Risiko! Selbstverantwortung und Kreativität
Eine Sackgasse, weil das Risiko, das mit Veränderungen einhergeht, falsch eingeschätzt wird: Die Gefahr, die von kreativen Ideen ausgeht, von Mitarbeitern und Führungskräften, die Dinge hinterfragen, weil sie nach besseren Wegen suchen, wird überschätzt. Klar, führen solche Ideen auf ein unsicheres Terrain, sie bergen die Möglichkeit in sich, fest etablierte Strukturen zu verflüssigen.
Aber das Risiko, das damit einhergeht … Das Risiko, das ein Irrtum der Mitarbeiter und Führungskräfte fürs Unternehmen bedeutet (weil neue Ideen,Kreativität, immer auch ein Moment der Unberechenbarkeit mit sich bringt) … Dieses Risiko ist nichts gegen das Risiko, das für ein Unternehmen besteht, wenn es starr ist, wenn es nicht daran arbeitet, schnell und flexibel auf Herausforderungen reagieren zu können.
Die Veränderungen, die auf ein Unternehmen von außen einprasseln, sind das wirkliche, das große, das mächtige Risiko. Denn auch wenn etwas vielleicht 100 Jahre gut gegangen ist, dann wird das in einer komplexen Welt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr lange gut gehen.
Nicht nur fordern, sondern ermöglichen
Kreativität wird von den Mitarbeitern und Führungskräften in vielen Unternehmen gefordert, ist erwünscht – denn mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es ohne Kreativität nicht mehr geht.
Aber viel zu oft steht sich das Unternehmen selbst im Weg. Weil sich die Einsicht, dass Kreativität wichtig ist, nicht in den Strukturen widerspiegelt – und Kreativität nicht ermöglicht. So nach dem Motto „Jetzt seid mal schön kreativ! Aber verändert bloß nichts!“
Die Anzeichen für diese ein wenig paradoxe Haltung können klein sein, für sich unbedeutend. Ausdrucke von Mails, die für die Ablage gemacht werden, wobei es mehr Sinn machen würde, sie online abzulegen. Warum? Weil das immer so gemacht wurde.
Haltet also Ausschau nach solch kleinen Anzeichen, damit ihr nicht die Fähigkeit eures Unternehmens schwächt, mit den großen Veränderungen klarzukommen.
Euer Mike