„Ne, auf keinen Fall fahre ich da durch! Mache ich nicht!“ – ich hatte Anke das Training zum Geburtstag geschenkt (ehrlich gesagt, eigentlich uns beiden). Und nun sahen wir uns, schön gemütlich auf der Terrasse unseres Expeditionsmobils, zur Einstimmung ein Video der Offroad-Akademie an – und bei jeder zweiten, dritten Einstellung wechselten wir beide uns mit entrüsteten Kommentaren ab.
„Never! Dieser schmale Weg – und dann die steilen Hügel. Oh nein, auch noch richtige Berge! Und dann die Schlammlöcher – das lassen wir mal schön bleiben!“
Schließlich ist es ja unser eigener LKW, der sich auf die Seite legen, zu Bruch gehen würde. Schließlich hatten wir den Schatzmeisters versprochen, mit unserem LKW heil zur Offroad-Messe ABENTEUER & ALLRAD nach Bad Kissingen zu kommen, um den Besuchern unser Schmuckstück zu zeigen.
„Unser schönes, neues ExMo – auf keinen Fall, nicht mit mir!“, wiederholte Anke und ich stimmte ihr zu. So irrten wir uns beide …
Offroad-Training im Fursten Forest
Bevor wir nach Norddeutschland zum Offroad-Training fuhren, riefen wir bei der Offroad Akademie an und Bernd sagte uns: „Ihr müsst nicht alles machen, nur das, was ihr euch traut …“ Also dachten wir: ‚Okay, fahren wir hin und schauen mal!‘ – und zogen los zum „Fursten Forest“, einem ehemaligen Militärgelände bei Fürstenau, wo ihr auch mit einem Panzer durch die Pampa brettern könnt, wenn es euch danach gelüstet.
Zunächst gab es eine theoretische Einführung. Dann ging es in eine Sandgrube zum Eingrooven. Anke fuhr als Erste, dann übernahm ich das Steuer. Wir fühlten uns schon wie Offroad-Könige. Das war ja alles gar nicht so schlimm … – aber dann ging es ins Gelände.
Sechs LKW‘s waren wir insgesamt, alle mit Pärchen besetzt. Alle anderen hatten Offroad-Bereifung (Stollenreifen) drauf, wir aber setzen auf unsere Baustellenbereifung, denn mit der sind wir sowohl auf der Straße gut bedient als auch im Gelände. Zudem sind diese Reifen, das haben wir uns sagen lassen, irgendwo im Nirgendwo besser zu beschaffen als spezielle oder große Stollenreifen.
In Sechserkolonne ging es durch den Wald. Die Männer saßen am Steuer. „Lustigerweise!“, meinte Anke nachher, als herauskam, dass wir Männer damit den leichteren Part hatten. Aber selbst der war nicht ohne: Der Weg war eng, die Böschung nah und hoch, Bäume ragten in den Weg hinein und mussten umfahren werden. Eindeutig der anspruchsvollste Weg, den unser ExMo bislang zurückgelegt hatte …
Dann kamen wir an einem Abhang an, das schwerste Stück Weg schien hinter uns zu liegen. Jetzt wollte Anke wie auch die anderen Frauen ans Steuer.
„Ich dachte, das wird schon nicht so schlimm sein. Ich glaube, wir Frauen dachten alle, dass da unten so etwas wie eine Sandgrube sein würde. Also nicht soooo schwer …“
Was aber kam, war kein Abhang, sondern eher so etwas wie ein Berg … und danach eine Schlammgrube …
Anke bezwingt das Schlammloch
Wir hatten uns alle verschätzt. Nun waren wir mitten in einer Szenerie, wie wir sie im Video gesehen hatten – und in diesem Moment kam uns gar nicht die Idee, unser Expeditionsmobil zu schonen. Wir waren in unserem Element. Wir waren offroad …
14 Tonnen, die langsam in kleiner Übersetzung und niedrigem Gang, um das ganze Bremsmoment zu nutzen, einen Berg hinunter kriechen, sind schon beeindruckend. Anke hatte das super im Griff, auch wenn sie sich immer wieder beschwerte, dass sie den schweren Part zu bewältigen hatte: Die Wege waren noch enger als die im Wald. Es kamen Buckel mit Felsen, es kamen Schlammlöcher – und in einem wirklich tiefen Schlammloch kippte der LKW vor uns vorne links weg.
„Ach du Sch …!“, entfuhr es Anke, als sich dieser LKW nur mühsam wieder aus dem Loch heraus kämpfte. Dann lenkte sie selbst hinein. Unser ExMo rollte mit dem linken Vorderreifen in das Schlammloch, das ganze Fahrerhaus kippte nach links vorne weg. Was für ein Gefühl, völlig anders als in einem PKW. Wir sahen uns schon auf der Seite liegen. Vorbei ist es mit unserem schönen Gefährt!
Gleichzeitig aber, während das Fahrerhaus nach links kippte, hing der Kofferaufbau noch ganz rechts, die totale maximale Verschränkung – aber unser Expeditionsmobil packte das: Anke gab vorsichtig, aber bestimmt Gas, der nächste Reifen versank im Schlamm – für einen Moment wurde die Seitenneigung noch extremer. Die Zirbenbox kippte von rechts nach links. „Das war der Augenblick, in dem du aus dem Fenster springen wolltest!“, zog mich Anke nachher auf. Sie selbst gab dagegen gekonnt Gas, das ExMo richtete sich auf und zog uns souverän aus der Schlammgrube raus.
Wahnsinn. Und so ging es weiter. Wir wechselten uns ab. Waren den ganzen Tag unterwegs – lernten soviel, was uns auf unseren Touren Sicherheit geben wird.
Und das Beste war: Während die Aufbauten der anderen fünf LKW‘s am Abend, selbst als wir alle unsere Gefährten abgespritzt und gewaschen hatten, durchaus mitgenommen aussahen, hier und dort Kratzer und Schlieren von Ästen oder Sträuchern hatten, war unsere Zirbenbox mit der speziellen Außenhaut aus Cabriolet-Verdeckstoff der Tag nicht wirklich anzusehen. „Wart ihr woanders unterwegs?“, wurden wir gefragt, als wir am Abend die LKW‘s zu einer Wagenburg zusammengestellt und in der Mitte ein Feuer entzündet hatten.
Wir waren beeindruckt, was unser Expeditionsmobil kann – und so waren wir bestens für die Messe eingestimmt.
Abenteuer & Allrad: Bereit für die Messe
Im letzten Jahr 2020 wurde die Messe für Offroad-Fans „Abenteuer & Allrad“ in Bad Kissingen wegen Corona abgesagt. Damals wollten wir hin, weil wir ja noch nach unserem idealen Expeditionsmobil suchten und uns dort orientieren wollten. Wurde nichts draus. Aber 2021 fand die Messe statt und die Schatzmeisters hatten uns eingeladen, auf dem Ausstellungsgelände dabei zu sein. Wir waren so froh über unser ExMo und auch so zufrieden mit unserem Hersteller, dass wir zugesagt hatten.
Also fuhren wir hin … Und wir machten, abgesehen davon, dass ein Fernsehteam auf unser Expeditionsmobil und uns aufmerksam wurde und eine Story gedreht hat, abgesehen davon, dass wir unseren Kamin eingebrannt haben und wir es dann wirklich, ganz ohne Ruß, wohlig warm hatten, während draußen ein Sturm tobte, eine wirklich besondere Erfahrung:
„Willkommen in unserem Zuhause!“, begrüßte Anke die Messebesucher, die sich unser Expeditionsmobil anschauen wollten. Und das waren eine Menge. Wir dachten eigentlich: ‚Hey, wir haben immer noch genug Zeit, uns auch auf dem Gelände umzusehen!’ Aber Pustekuchen!“ – der Andrang war groß. Die Menschen standen Schlange vor unserer Terrasse, weil wir immer nur eine Person oder höchstens ein Pärchen ins Innere lassen konnten. Und was wir dann merkten, als wir die vielen Fragen zu unserem Ausbau, zum Zirbenholz, zu unseren Ideen, dass das Leben und Arbeiten auch anders geht, beantworteten, als wir unseren Stolz bemerkten, aber auch das durchaus merkwürdige Gefühl, fremde Menschen durch die eigenen vier Wände zu führen: Wir fühlten uns heimisch.
So sehr wir uns auch bei unseren Offroad-Fähigkeiten geirrt hatten, denn wir hatten im Gelände so viel Freude – so richtig fühlte sich die Entscheidung an, ein Arbeiten und Leben abseits eingefahrener Wege zu wählen. Wir fühlen uns wirklich in unserem Zuhause. Unterwegs, aber angekommen.
Euer Mike
PS: Wie geht es weiter? Abonniert am besten unseren Blog und ihr verpasst keine neuen Beiträge von Anke und mir …