Impeditionen, Unternehmen, Erfolg, Unternehmensberatung, Anke Röder

Impedition – kein Urteil auf den ersten Blick

Ich kann einfach nicht anders. Auch wenn ich keinen Auftrag für eine Impedition habe: Sobald ich ein Unternehmen betrete – und sei es nur die Bäckerei um die Ecke –, geht sofort mein Impeditionsblick mit mir durch. „Wieso stellen die ausgerechnet die Brötchen, die am meisten verkauft werden, in die für die Verkäuferin am schlechtesten zu erreichende Ecke?“ „Warum muss ich jetzt in der Autowerkstatt so lange warten, bis jemand auftaucht und mich fragt, was er für mich tun kann?“

Sofort schwirren mir dann die Verbesserungsmöglichkeiten durch den Kopf. Aber da lasse ich sie dann auch. Ich sage nichts. Warum?

Auf den zweiten Blick ist manchmal alles ganz anders

Kann sein, ich komme am nächsten Tag so früh in die Bäckerei, dass ich miterlebe, wie die Ware geliefert wird. Und ich erkenne: Es geht gar nicht anders, als die Bestseller-Brötchen in genau diese Ecke zu stellen. Oder ich erfahre in der Autowerkstatt, dass an diesem Tag drei Leute überraschend krank waren und alle an den Autos gebraucht wurden.

Und genau deshalb nehmen wir uns für eine Impedition immer etwas Zeit. Weil ein erster Blick nie genügt um zu verstehen, was in einem Unternehmen wie warum gemacht wird. Und schon gar nicht, um ein abschließendes Urteil zu fällen.

Beobachten, blinde Flecken identifizieren, Probleme herausarbeiten, Lösungsideen entwickeln: Das ist unsere Kernkompetenz und unsere Leidenschaft. Aber dazu gehört es auch, neugierig zu sein, verstehen zu wollen, nachzufragen, Zusammenhänge zu sehen. Zu verstehen, wie die unterschiedlichen Abteilungen und Gewerke, die es ja in jedem Unternehmen gibt, voneinander abhängen und miteinander kommunizieren. Was nicht dazu gehört: vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Denn was uns auf den ersten Blick vielleicht uneffektiv und umständlich erscheint, kann sich manchmal als unter den gegebenen Umständen effektivste Methode herausstellen.

Warum neugierig sein zu meinem Job gehört

Was gar nicht zu meinem Job gehört, den Oberlehrer zu spielen. Nach zwei Tagen schon zu glauben, alles besser zu wissen, die Lösung parat zu haben, wie alles besser laufen könnte.

Ich liebe es, mit den Leuten zu reden. Mir zeigen und erklären zu lassen, wie etwas funktioniert, wie etwas gemacht wird. Schon allein, weil ich ein neugieriger Mensch bin. Gerne dazulerne. Dinge erfahre, von denen ich bis dahin keine Ahnung hatte.

Auf diese Weise sammle ich dann meine Eindrücke, bekomme oft durch kleine Nebensätze mit, wo etwas nicht ganz rund läuft. Aber wir werten in dieser ersten Phase einer Impedition nicht, sagen nicht, wie etwas besser gehen könnte. Zuerst einmal wollen wir nur sehen, was wie läuft. Aber aus all diesen kleinen Eindrücken bauen wir dann unser Big Picture zusammen. Dann erst legen wir den Finger auf die Stellen, wo eine Veränderung sinnvoll wäre und wie das Unternehmen diese Veränderungen angehen könnte.

Eure Anke

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