„Und ihr sucht wirklich mutige Mitarbeiter? Welche, die auch einmal querschießen, weil kreative Köpfe das nun einfach mal tun? Leute, die die Prozesse bei euch hinterfragen …“ – am Wochenende war in der Tageszeitung eine großformatige Anzeige des Unternehmens erschienen, mit dem ich in Kontakt stand. Die Anzeige war auffällig, modern, sie sah eher nach einem hippen Start-up aus, als nach diesem doch eher klassisch aufgebauten Unternehmen, das ich kennengelernt hatte.
Weswegen ich meinem Gegenüber auch diese rhetorischen Fragen stellte: Denn mir war klar, er würde auf alles mit „Nein!“ beantworten. Sie wollten im Betrieb keinen Hinterfrager, keinen kreativen, vielleicht gar chaotischen Geist. Aber warum suchten Sie diesen dann? Sie waren in die Employer Branding-Falle hineingetappt …
Mehr Aufmerksamkeit mit Employer Branding
Gute Mitarbeiter sind heiß begehrt, seit geraumer Zeit sehen sich viele Unternehmer mit der Situation konfrontiert, dass sie sich gewaltig strecken müssen, um geeignete Leute zu finden: Bewerbersuche gerät somit immer mehr zum Marketing. Die Unternehmen buhlen um die freien Mitarbeiter oder um die wechselwilligen Mitarbeiter in Anstellung – mittels Employer Branding versuchen Sie, auf sich aufmerksam zu machen und neue Mitarbeiter anzulocken.
Schnell aber geraten Unternehmen, so meine Beobachtung, in Versuchung (und das ist das, was ich dann Employer Branding-Falle nenne), sich in Hochglanz zu präsentieren und dabei auf Trends aufzuspringen, die vermeintlich den besten Weg zum neuen Mitarbeiter zeigen: Zum Beispiel der Trend, hip wie ein Start-up rüberkommen zu wollen mit all seinen Ausschreibungstext-Floskeln rund um Kreativität, Selbstverantwortung, Flexibilität, Mut.
Eine Falle deswegen, weil Employer Branding eine Wirklichkeit vorspiegelt, die es nicht gibt (und bei manchen Unternehmen so auch gar nicht gebraucht werden) und die zu Enttäuschungen führt, auf Seiten der Unternehmen und auch der Mitarbeiter.
Employer Branding mit Gefühl
Wenn euer Unternehmen ganz klassisch unterwegs und die Organisation bei euch mehr darauf ausgerichtet ist, dass Prozesse in einer traditionellen Hierarchie abgearbeitet werden, dann solltet ihr nicht so tun, als wärt ihr ein hippes Start-up oder als sei euch die Kreativität und Eigenverantwortung der Mitarbeiter besonders wichtig. Ihr erhaltet so nicht die Mitarbeiter, die ihr braucht. Im Gegenteil: es bewerben sich potenzielle Mitarbeiter auf Stellen, die es so gar nicht gibt. Ihr erspart allen Zeit, Geld und Nerven.
Für euer Employer Branding ist viel wichtiger, den potenziellen, neuen Mitarbeitern ein Gefühl für euer Unternehmen zu vermitteln. Ein Gefühl dafür, wie ihr tickt. Und deswegen sollten eure Maßnahmen der Mitarbeitersuche auch ehrlich zeigen, wie ihr seid, welche Ziele euer Unternehmen verfolgt, was der Unternehmenszweck ist. Und ganz wichtig, was Ihr neuen Mitarbeiter bieten könnt.
In vielen Unternehmen ist gerade dieses Wissen nicht wirklich transparent, der Charakter des eigenen Unternehmens ist im blinden Fleck.
Insofern legt eine Impedition, wie Anke und ich sie durchführen, in einem solchen Unternehmen erst die Basis für erfolgreiches Employer Branding und eine Mitarbeitersuche, die für beide Seiten ein Erfolg ist, für Mitarbeiter und Unternehmen: das gegenseitige Verständnis, wie der jeweils andere tickt.
Euer Mike