„Rahna, schau mal, ein Leckerchen!“ Und Rahna interessiert sich für alles, nur nicht für mein Leckerchen. „Du musst ihr das schmackhafter machen, dann wird sie sich schon dafür interessieren.“
Das war jetzt der dritte Hundetrainer, bei dem ich mit unserem Welpen war. Rahna ist anders als meine bisherigen Hunde. Unsicher, überfordert und trotzdem Hans Dampf in allen Gassen. Und ich war mir ebenfalls unsicher. Unsicher, ob die ganzen Ratschläge, die auf mich einprasselten die richtigen waren. Denn letztlich wollte ich nicht, dass Rahna nur Leckerchen hinterherläuft, sondern achtsam neben mir. Ohne sich von anderen Hunden, Radfahrern oder Joggern ablenken zu lassen. Und so ging ich mit einem schlechten Bauchgefühl ins nächste Training, wohlwissend, dass diese Methode Blödsinn für mich ist.
One size fits all?
Jeder der Trainer hatte seine spezielle Methode, jeder seine Best-Practices, wie er mit den Hunden umging, wie er ihnen das Gehorchen, das Beifußgehen, das Sitzmachen beizubringen versuchte. Und die wendete er auf alle an. One size fits all. Aber Rahna war eben nicht wie alle. Rahna war ein Individuum. Zudem wollte ich keine Konditionierung, sondern Rahna erziehen. Ohne all die Kunststücke wie Sitz, Platz & Co.
Und Rahna beizubringen, dass Wurst besser ist als Joggern hinterherzulaufen, widersprach dann endgültig meinen eigenen Überzeugungen und Ansätzen. Auch denen, mit denen ich in die Beratung von Unternehmen gehe. Ich will nicht an den Symptomen herumdoktern. Ich will die individuellen Probleme eines Unternehmens erkennen und die Ursache davon beheben. Ich will nicht jedesmal eine Wurst aus der Tasche zaubern müssen, wenn meine Hündin einen Jogger entdeckt. Sie soll diesem Jogger nicht mehr nachjagen WOLLEN.
Aber wie sollte ich das bewerkstelligen?
Wie ich lernte, auf mich selbst zu hören.
Ich machte dann noch einen Versuch mit einem vierten Hundetrainer. Und bei dem hatte ich dann mein Aha-Erlebnis. „Was Rahna vor allen Dingen braucht, ist Sicherheit“, sagte der zu mir. Und wie gebe ich ihr Sicherheit? Indem ich mir selber sicher und konsequent bin. Und indem ich auf Rahna und ihren ganz eigenen Charakter eingehe. Und das war dann tatsächlich der Schlüssel.
Ich habe ihr konsequent vermittelt, was ich nicht wollte, solange, bis sie sich daran gehalten hat. Und damit gab ich ihr Sicherheit. Und Gefahren wie Jogger, fremde Hunde und andere angsteinflößende Dinge habe ich von ihr ferngehalten. Ich gab ihr Schutz und übernahm die Führung. Schon nach relativ kurzer Zeit klappte es schon viel besser mit Ihrer Achtsamkeit mir gegenüber.
Und ich dachte bei mir: Warum habe ich nicht von vornherein auf mein Bauchgefühl gehört? Mir war doch eigentlich die ganze Zeit klar, dass eine One-size-fits-all-Methode nicht funktionieren kann. Dass keine dieser Methoden mein individuelles Problem löst.
Viele Berater, kein Ergebnis
Vielleicht ist euch ja schon einmal etwas ganz ähnliches passiert. Nur nicht unbedingt mit Hundetrainern, sondern mit Unternehmensberatern. Wir haben das öfter von Unternehmern gehört. Da holt ihr euch für euer Change-Projekt teure Berater ins Haus. Die erklären euch ihre Methode und stülpen diese euren Strukturen über. Und ihr habt die ganze Zeit ein schlechtes Bauchgefühl dabei. Ihr merkt: Das funktioniert in meinem Unternehmen nicht. Vielleicht in einem anderen. Aber zu uns passt das irgendwie nicht. Und am Ende habt ihr viel Geld investiert – viel mehr als ich für meine drei Hundetrainer – und kein Ergebnis, keine Verbesserung. Und vielleicht wäre die Lösung ja schon in eurem Unternehmen selbst zu finden gewesen.
Ihr hättet nur auf euer Bauchgefühl hören müssen.
Eure Anke