Mit einem freundlichen Tschüss – so gewinnt ihr Mitarbeiter – Röder Raese

Mit einem freundlichen Tschüss – so gewinnt ihr Mitarbeiter

Die Temperatur im Raum sank gefühlt auf den Gefrierpunkt. Ich war zufällig genau in diesem Moment im Gespräch mit dem Abteilungsleiter, als der Mitarbeiter ins Büro kam, um sich zu verabschieden. Eine nette Geste, fand ich, aber der Abteilungsleiter gab sich frostig. Mit eingefrorenem Lächeln streckte er seine Hand aus und wünschte dem Mitarbeiter, der die Firma auf eigenen Wunsch verließ, formelhaft alles Gute.

Das war der Moment, als ich erkannte, warum dieses Unternehmen große Probleme hatte, neue qualifizierte Mitarbeiter zu finden und auch zu halten. 

Wenn ein Mitarbeiter geht

Dass der Mitarbeiter ging, sich woanders beworben hat und sich verändern wollte, sah die Führungskraft ganz offensichtlich als persönlichen Affront an.

Natürlich sollten sich Führungskräfte bei hoher Fluktuation in ihrer Abteilung fragen, was da los ist. Dieses Sich-angegriffen-fühlen verstellt aber den Blick auf einen produktiven Umgang mit einer solchen Situation:

Geht der Mitarbeiter wirklich, weil er mit der Führungskraft nicht klar kommt, diese vielleicht gravierende Fehler in der Mitarbeiterführung macht? Dann wird eine Führungskraft, die sich wie eine beleidigte Leberwurst aufführt, diese Fehler nicht sehen wollen. 

Aber vielleicht sind auch andere Gründe ausschlaggebend. Vielleicht hat sich die Lebenssituation des Mitarbeiters verändert und er muss früher oder später nach Hause. Oder der Wunsch nach mehr Homeoffice ist ausschlaggebend. Und das ist in diesem Unternehmen nicht zu realisieren. Viele Gründe sind denkbar, die nichts direkt mit der Führungskraft zu tun haben. 

Ich denke: Für ein Unternehmen ist es viel erfolgsversprechender, den Weggang eines Mitarbeiters als Gewinn zu sehen. Und zwar als Gewinn für den Mitarbeiter und das Unternehmen.

Lasst andere Gedanken zu

Keine Angst vor Veränderungen – das ist eine Haltung, die Erfolg verspricht. Traut Euch zu, es grundsätzlich erst einmal positiv zu sehen, wenn sich ein Mitarbeiter verändern will. Es bringt ja nichts, dass ein Unternehmer fünf Jahre dasitzt und schmollt, weil jemand gegangen ist. Das ist der Lauf der Dinge – und auch für den Unternehmer gut. Denn neue Mitarbeiter bringen neues Blut, neue Impulse, neue Ideen und Fähigkeiten.

Klar, das Finden und Einlernen von neuen Mitarbeitern ist nicht ohne – aber: Wenn ihr euch dadurch den Blick auf die Chancen verstellen lasst, dann sorgt ihr in eurem Unternehmen erst recht dafür, dass ihr eure guten Mitarbeiter nicht halten und gute neue Mitarbeiter nicht finden könnt. Denn ihr sorgt euch zu sehr um die Erhaltung des Status quo.

Flexibilität und Augenhöhe gewinnt Mitarbeiter

Ich wollte damals, als ich noch festangestellt bei einer Bank arbeitete, berufsbegleitend ein Studium machen. Das war nicht gewollt. Mein damaliger Arbeitgeber war a) nicht bereit, mit mir auf Augenhöhe über meinen Wunsch zu sprechen und b) nicht flexibel genug, auf meinen Wunsch einzugehen. Das war damals in dem Betrieb einfach nicht üblich. Ich war allerdings flexibel – und kündigte. 

Mit diesem Mangel an Flexibilität und Augenhöhe tun sich Unternehmen keinen Gefallen. Die kommende Generation qualifizierter Mitarbeiter ist per se veränderungswilliger als ältere Mitarbeiter. Während früher am Arbeitsplatz viel ausgehalten wurde, bevor eine Veränderung in Angriff genommen wurde, ist die junge Generation hier flotter. Oder wie es Anke ausdrückte: Ohne Flexibilität ist hier kein Blumentopf zu gewinnen.

Mitarbeiter halten und gewinnen

Ich denke, dass eine Kultur, die Veränderungen positiv gegenübersteht, Mitarbeiter viel besser halten und gewinnen kann. Weil nur so alle Beteiligten aktiv ihre Situation gestalten. Miteinander agieren, mit Ernsthaftigkeit und Respekt – und nicht schmollen.

Hätte der Abteilungsleiter seinem scheidenden Mitarbeiter von Herzen Tschüss gesagt, ihn vielleicht sogar im Vorfeld bei der Veränderung unterstützt, dann wäre das ein deutliches Zeichen gewesen, das für das Unternehmen erfolgsversprechend ist. Und wer weiß, vielleicht kehrt dieser Mitarbeiter nach einigen Jahren wieder ins Unternehmen zurück?

Euer Mike

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