Aktuell sind Digitalisierung und New Work die angesagten Schlagworte für eine erfolgreiche Unternehmensführung und sicherlich in allen, oder vielen, Entscheidungsgremien das beherrschende Thema. Es ist unbestritten, dass Führung, Strategie und Geschäftspolitik weiterhin das Management täglich beschäftigen und deren Entscheidungskompetenz fordern, aber Digitalisierung und moderne, neue Methoden und Tools der Zusammenarbeit und der Führung stehen heutzutage immer mit auf der Agenda. Auch wenn die Themen nicht direkt behandelt werden, so schwingen diese mit oder schweben wie ein Damokles-Schwert darüber. Frischer Wind soll oder muss in die Organisation gebracht werden. Aus allen Richtungen wird der Druck auf die etablierten und eingesessenen Unternehmen, aber auch auf Behörden oder staatliche Institutionen größer. Seit Jahren ist der Trend zu Digitalisierung zu spüren. Es ist kein Trend mehr, es ist ein Muss. Wir sprechen aktuell schon z.B. von Industrie 4.0.
Studien besagen, dass zwar immer noch nicht alle Unternehmen und Entscheider auf den Zug aufgesprungen sind oder nur sehr halbherzig in Richtung digitaler Geschäftsmodelle marschieren. Dabei ist man gar nicht sicher, ob die Digitalisierungsstrategien der Unternehmen wirklich ihren Ausschlag in den Geschäftsmodellen finden oder nur in technologischen oder prozessualen Updates. Wer aber heute noch keine umfassendere Antwort geben kann oder möchte, der wird zwangsläufig überrannt oder tragischer Weise dazu gezwungen. Neue Mitspieler oder mutige Konkurrenten werden schon dafür sorgen. Es geht eben nicht um ein technisches Update der bestehenden Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen, sondern um die Entwicklung und Gründung komplett neuer Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen, die den digitalen Fortschritt bereits in den Genen verankert haben. Es geht darum, dass sich die ganze Organisation anders ausgerichtet hat und sich digital denkend entwickelt. Dieser Wandel geht jedoch nicht ohne Einschnitte in den althergebrachten Denkmustern. Und vor allem nicht ohne die Mitarbeiter teilhaben zu lassen.
Worüber sprechen wir eigentlich
Digitalisierung oder Digitale Transformation. Digitalisierung beschreibt, die Umwandlung analoger Werte oder Daten in ein digital nutzbares Format – laut wikipedia. Prozesse und Daten werden gespeichert und digital zur Verfügung gestellt bzw. genutzt. Im Unternehmen spricht man oft auch vom papierlosen Büro, indem durch Kollaborationstools oder digitalen Medien, die Dokumente ausgetauscht und die persönliche Kommunikation durch Chats ersetzt werden. Betriebliche Abläufe werden erfasst und in Workflows systemtechnisch unterstützt, überwacht oder angepasst. Optimierung findet durch Etablierung nahtloser Prozesse statt, die jederzeit kontrolliert, ausgewertet und reglementiert werden können. Daten und Informationen sind zeitgleich im ganzen Unternehmen verfügbar und für das Tagesgeschäft transparent. Aber die beschleunigten Prozesse stellen auch eine zusätzliche Herausforderung. Denn Akten liegen nicht mehr tagelang auf dem Schreibtisch des Bearbeiters oder in der Post. Nein, die Aufgaben werden direkt technisch an- oder weitergestoßen. Effizienz durch Reduzierung der Reibungsverluste und Übermittlungskosten. Werden die Daten, Prozesse und Verknüpfungen nun noch zentral technisch zusammengefasst, können Auswertungen und Analysen auf einer breiteren Daten-basis durchgeführt werden. Auf einmal werden Daten und Ergebnisse miteinander verbunden und in Beziehung gesetzt, welches vorher nicht möglich war oder gar nicht erkannt wurde. Nicht immer ist dies vorteilhaft, wenn die Masse der Daten einen erschlägt. Wenn aus den Analysen die „falschen“ Schlussfolgerungen gezogen oder Zusammenhänge erkannt werden, die keine sind. Big Data lässt grüßen.
Digitale Transformation hingegen geht einen oder mehrere Schritte weiter. Es geht eben nicht um ein technisches Update der bestehenden Prozesse und Abläufe. Es geht nicht um die digitale Verfügbarkeit der Akten und Dokumente. Es geht nicht allein um die Kommunikation über E-Mail oder Chat. Sondern um die Entwicklung und Gründung komplett neuer Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen, die den digitalen Fortschritt bereits in den Genen verankert haben. Es geht darum, dass sich die ganze Organisation anders ausgerichtet hat und sich digital denkend entwickelt. Dieser Wandel geht jedoch nicht ohne Einschnitte. Nicht ohne große und bedeutende Veränderungen. Die Studie „Digitale Transformation 2018“ von etventure dokumentiert die Ergebnisse der Umfrage in der deutschen Wirtschaft.
Zwei Punkte aus der Studie unterstreichen die Notwendigkeit des Wandels (Zitate aus der Studie):
- „Es geht darum, neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, die dem technologischen Wandel ebenso wie den sich verändernden Kundenbedürfnissen gerecht werden. Sowohl das Tempo des Fortschritts als auch die Art und Weise, wie Innovationen entstehen, haben sich von Grund auf verändert.“
- „Die digitale Transformation wird nur erfolgreich sein, wenn es Unternehmen gelingt, ihre Mitarbeiter bei diesem Wandel mitzunehmen. Vor allem ist dies eine Frage der Kultur, der Offenheit und des Veränderungswillens.“
Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen
Meiner Meinung nach werden die Mitarbeiter und der einzelne Mensch in all den Diskussionen und Beiträgen in den Hintergrund gedrängt. Sicherlich sprechen Unternehmen aber auch Beratungsgesellschaften sehr oft vom Wandel der Unternehmenskultur oder von notwendigen Schulungen der Mitarbeiter, sobald die digitale Transformation Einzug ins Unternehmen hält. Doch ich glaube der Fokus liegt tatsächlich nicht immer auf den Mitarbeitern. Vielmehr hat der mit den Mitarbeitern zu beginnen und zusammen mit ihnen ist eine digitale Transformation erfolgreich zu entwickeln. Neue Zusammenarbeitsmodelle, neue Organisationsformen oder neue Kommunikationsstränge werden schon heute integriert oder entwickelt und im Rahmen des klassischen Change Managements umgestellt. Doch so oft, sind richtungsweisende Entscheidungen bereits vorher im Management getroffen worden.
Digitalisierung und digitale Transformation sind Schritte, die durch den technologischen Fortschritt immer mehr gefordert werden. Es stellt sich nicht die Frage, ob es kommt, sondern nur wann und wie. Jedes Unternehmen wird sich dieser Frage stellen müssen.
Parallel hingegen starten Forderungen nach New Work, nach neuen Arbeitsmodellen und nach anderen Organisationsformen. Eine andere Unternehmensführung wird gewünscht, ja sogar postuliert. Digitale Transformation bedingt zwangsläufig ein Umdenken in Führung und Zusammenarbeit. Aber eben nicht umgekehrt. Somit stehen die Unternehmen vor einer weiteren Herausforderung. Eine andere Zusammenarbeit und Führung ist zu gestalten. Sicherlich, die meisten Unternehmen stehen vor einer digitalen Transformation, die nun einmal auch eine Neugestaltung der Kultur und der Organisation beinhaltet. Doch auch ohne eine digital getriebene Transformation, sehe ich tiefgreifende Veränderungen für zukunftsfähige Unternehmen.
Warum also verbinden wir nicht die verschiedenen Herausforderungen, die heute auf eine Organisation einschlagen und entwickeln ein ganzheitliches Konzept. Wieso verstehen wir nicht, dass bei allen Veränderungen immer und immer wieder die Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen bzw. betroffen sind. Ob nun Management oder Sachbearbeitung, am Ende eines Trends / einer Transformation sind es die Mitarbeiter, die über den Erfolg und den Misserfolg entscheiden. Sei es nun der Manager, der überzeugend und bejahend führt oder die Sachbearbeiterin, die mitdenkt und ergebnisorientiert, die Aufgaben erledigt.
Individueller Wandel ist maßgeblich
Fangen wir also mit den Menschen im Unternehmen an. Sie formen die Organisation. Sie bilden die Kultur. Ich meine damit nicht, dass Menschen / Mitarbeiter an Trends oder Vorgaben „anzupassen“ sind. Es bedeutet auch nicht, dass wir die Mitarbeiter zu fleißigeren oder agileren Arbeitern umerziehen sollten. Nein, im Gegenteil, die Mitarbeiter stellen eine bedeutende Quelle im Unternehmen dar. Sie bieten, umfangreiche Ideen und Anregungen für die täglichen Prozesse und Abläufe in ihrem Unternehmen, so dass Mehrwert entstehen kann. Die Mitarbeiter kennen viel besser Ihre Arbeitswelt, die Zusammenhänge, erkennen die wahren Hemmnisse und Effizienzblockaden und schlagen gewinnbringende Veränderungen in der Organisation vor. Teile dazu kennen wir bereits im betrieblichen Verbesserungsprozess. Aber es ist eben nur im Prozess gedacht, nur ein Teilaspekt. Mitarbeiter kennen das Unternehmen mit all den individuellen Stärken und Schwächen. Ob im Marktumfeld, ob in der Produktion oder in der Unternehmenssteuerung. Aus den konkreten Hinweisen können individuelle Maßnahmen und Veränderungen für das ganze Unternehmen entstehen. Diese individuellen Lösungen beachten die besondere und einmalige Situation der Organisation. Diesen Wissenspool anzuzapfen ist ein massiver Gewinn.
Durch Zuhören erreichst Du mehr
Gleichzeitig sind die Mitarbeiter in ein System eingebunden, welches bewusste und unbewusste Vorgaben macht und somit auch die Mitarbeiter maßgeblich beeinflusst. Hier sollten wir bei Transformationen genau hinschauen. Die Organisation, die Rollen und die Abläufe sind zu betrachten und zu hinterfragen. Die Organisation ist ganzheitlich zu bewerten. Nicht die Mitarbeiter sind zu hinterfragen, sondern deren Ideen und Meinungen sind zu beachten. Durch aktives Zuhören erreichen wir eine breite Transparenz auf allen Ebenen der Organisation und gehen offen und unvoreingenommen an die Themen heran. Jede Aussage hat ihren Grund und ihren Platz im Gesamtbild. In den Kontext der bestehenden Prozesse, Vorgaben und organisatorischen Rahmenbedingungen gestellt, erreichen wir einen 360° Blick auf die Organisation. Gleichzeitig können wir Muster und Verhalten in Rollen einzelner Mitarbeiter aufzeigen, aber auch erklären. Die Organisation wird dadurch verständlicher und transparenter und die individuellen Anstöße zur Veränderung können erkannt und akzeptiert werden.