Anke hat es euch in ihrem letzten Blog ja schon angedeutet … Wir haben aus unserer Idee von einer neuen Arbeits- und Lebenswelt tatsächlich ein Projekt gemacht – und unsere Vorstellungen zum Laufen gebracht bzw. zum Fahren, denn wir haben endlich unser Expeditionsmobil gefunden. Oder wie es Anke sagte: unsere „eierlegende Wollmilchsau“.
Was unser Expeditionsmobil alles können sollte und wie wir uns auf Herstellersuche begaben, um unser Expeditionsmobil zu finden – das erzähle ich euch in meinem Blog.
Unsere Leitlinien bei der Suche
Was gehört alles hinein in unser Expeditionsmobil, was soll es alles können? Wie groß soll es sein?
Als wir die Suche nach unserem Expeditionsmobil konkret begannen, also uns den Markt anschauten, welche Hersteller, welche Angebote zu welchen Konditionen machen können, hatten wir schon einiges an organisatorischer Vorarbeit geleistet.
Aus unserer Idee von Leben und Arbeiten folgte ein grundsätzliches Anforderungsprofil, was unser Expeditionsmobil leisten sollte: Wir wollten flexibel reisen, autark sein und alle Mitglieder unseres Rudels dabei haben.
Wir hatten einen Grundsatz definiert, der uns bei der Suche leiten sollte: So groß wie nötig, so klein wie möglich! Denn ab einer bestimmten Größe (und vor allem Höhe) ist es in vielen Gegenden weltweit vorbei mit dem flexiblen Reisen. Zu niedrige Brücken. Zu enge Gassen. Manche Fähren würden uns einfach stehen lassen …
Wir hatten drei Leitthemen festgelegt, die unsere Suche konkretisieren sollten: Das Thema „Nachhaltigkeit“, das Thema „Wohlfühlen“ und das Thema „Kein Gas“.
„Keine vernünftige Organisation oder kein Projekt, ohne zu wissen, was ihr wollt“ – so ist das in einem Unternehmen. Unternehmen haben immer einen Plan und eine Anforderungsliste. So war das auch bei der Suche nach unserem Expeditionsmobil. Und heute, nachdem wir unser Expeditionsmobil gefunden haben, ergänze ich: „Auch keine vernünftige Organisation, ohne offen zu sein, für neue Möglichkeiten …“ – Ihr müsst nur bereit sein, die Konsequenzen zu tragen! Oder um es anders zu sagen: Einen Holzofen hatten wir erst nicht auf der Liste.
Alles hat Konsequenzen
Ich stellte bei meiner Recherche schnell fest, dass das Thema „Nachhaltigkeit“ die Anzahl der in Frage kommenden Hersteller erstaunlich minimiert. Um nicht zu sagen dezimiert. Nahezu alle Hersteller von Expeditionsmobilen verwenden für die Aufbauten GfK, ein Material, das große Vorteile hat, denn glasfaserverstärkter Kunststoff ist robust und leicht. Aber wir wollten nicht in einem Kunststoff-Heim leben. Wir legen schon heute Wert auf ein gutes und gesundes Raumklima, das wollten wir auf Reisen beibehalten. Also musste es ein Hersteller sein, der Naturmaterialen, vor allem Holz, als Material verwendet. Und schwups standen auf unserer Liste nur noch zwei, drei Namen …
Beim Thema „Wohlfühlen“ war uns zum Beispiel wichtig, dass wir eine Terrasse haben: Um bei einem Sonnenuntergang irgendwo in einem fernen Land schön zusammen draußen etwas essen zu können. Um einen Arbeitsbereich zu haben, der draußen ist, aber auch durch die Höhe vom Boden etwas geschützter. Um bei unseren Kunden, für Vorträge und Ähnliches eine Bühne zu haben.
Die Konsequenz einer solchen Bühne war, dass entweder das Fahrzeug höher werden musste, damit die einfahrbare Bühne ihren Platz findet. Oder dass wir auf Stauraum, zum Beispiel eine Garage für Fahrräder, verzichten mussten.
Auch war uns ein Bett wichtig, dass wir nicht jeden Tag wegräumen müssen, um Platz im Expeditionsmobil zu haben – und am Abend wieder aufbauen müssen. Auch hier die Frage: Verzichten wir in der Konsequenz dieses Wunsches auf Platz? Wie können wir das lösen? Ein Hub-Bett? Ein Dachaufbau?
„Ich möchte nicht, wenn ich auf die Toilette gehe, erst das ganze Bad trocken wischen müssen – oder durchs Duschwasser waten!“, so Anke beim Anblick einer klassischen Nasszelle. Eine separate Duschkabine und Toilette waren also die Lösung. Die Konsequenz: für anderes war weniger Platz.
Ja, und dann der Ofen …
Autark im Expeditionsmobil
Aufgrund der von uns gewünschten Terrasse reduzierte sich unsere Herstellerliste noch einmal. Der verbliebene Hersteller konnte bei allen Punkten unseres Anforderungsprofils brillieren, auch preislich lag er auf unserer Wellenlänge. Wir kontaktierten ihn und sprachen mit ihm über unsere Ideen. Alles machbar. Er hatte Lösungen für große Wassertanks parat, so dass wir genügend Trinkwasser aufnehmen konnten. Wir wollten eine Pumpe an Bord, mit der wir Frischwasser aus Flüssen pumpen können – okay.
Auch beim Thema „Kein Gas“ machte er uns gute Vorschläge, denn das war uns wichtig: Viele Fähren sehen Gas im Fahrzeug nicht gerne und wir würden uns einfach nicht wohlfühlen mit einem Gastank im Expeditionsmobil.
Tatsache ist, dass wir auf Gas verzichten. Wir haben Photovoltaik als Hauptstromversorger, der alle Geräte, zum Beispiel unsere Laptops, unseren Dampfgarer, den Kühlschrank und auch die Induktionskochplatten, mit denen wir auch auf der Terrasse kochen können, versorgen kann. Wir haben eine größere Lichtmaschine, die unsere Batterien mit Strom versorgen können, wenn die Sonne länger nicht scheint oder wir in einer sonnenarmen Gegend, zum Beispiel Skandinavien, unterwegs sind. Wir haben einen Generator, der wie unser Expeditionsmobil mit Diesel betrieben wird.
Und ja: Wir haben, und das hatten wir erst nicht auf dem Schirm, einen Holzofen im Expeditionsmobil. Der sorgt für tolle Atmosphäre. Anke sah sich schon im Norden Europas in das Feuer blinzeln. Und wir können, wenn alle andere Stricke reißen, mit Holz auf ihm kochen.
Wir haben das alles … wir haben also unsere „eierlegende Wollmilchsau“, wie Anke unser Expeditionsmobil nannte – wir haben …
Nix hatten wir leider.
Rückschlag und dann?
„April 2022“, frühestens – so lautete die Diagnose, als wir im Herbst 2020, bevor es erneut in den Lockdown ging, mit dem Hersteller über die konkrete Realisation unseres Projektes sprachen. Das ging uns ja schon arg an. So lange warten … Aber nun gut. Wir sahen keine andere Möglichkeit, unsere Ideen und Träume zu verwirklichen, also haben wir den Slot reserviert – und das, obwohl wir gleichzeitig ein merkwürdiges Gefühl hatten.
Dieses Gefühl hatten wir zunächst nicht bemerkt. Zu sehr waren wir mit der Konkretisierung unseres Expeditionsmobils beschäftigt. Was soll es leisten … was wollen wir … wie lässt sich das für uns angemessen realisieren? Aber als wir ein wenig zur Ruhe kamen, war es zunächst Anke, die es aussprach. „Irgendetwas passt nicht.“ Immerhin würden wir ja mit dem Hersteller eine längere Zeit engen Abstimmungs-Kontakt haben, während unser Expeditionsmobil hergestellt würde. Wir merkten: Es gab von uns beiden kein Ja! mit Ausrufezeichen. Uns fehlte das Vertrauen, um den Weg mit diesem Hersteller weiterzugehen. Schließlich ging es hier um unser neues Leben und Arbeiten. Unsere Zukunft.
Also sagten wir ab. Nach Monaten intensiver Suche standen wir wieder am Anfang. Zurück zur Zero. Das war im Dezember 2020. Der neuerliche Lockdown sorgte auch nicht für bessere Stimmung. Endlich sahen wir unser Expeditionsmobil genau vor uns – und jetzt wurde daraus nichts.
Doch dann geschah das Unerwartete – aber davon erzählt euch Anke in ihrem nächsten Blog …
Euer Mike