Wie die Geschichte wohl heute ausgehen würde? Damals, als wir das Foto schossen, das wir so eindrucksvoll fanden, dass wir es auf die Startseite unserer Website gestellt haben (ihr seht es unter meinem Blog in der Galerie), war es der Stärkere, der gewann. Aber heute?
Das frage ich mich jedes Mal, wenn ich das Bild der Hyäne sehe, die den Antilopenkopf davon trägt, um sich an der geraubten Beute gütlich zu tun.
Ich frage mich das, weil ich in der Stärke der Hyäne die Stärke von so manchem Marktteilnehmer erkenne, weltweit agierenden Konzernen zum Beispiel, Monopolisten, die aufgrund ihrer Größe einen Markt dominieren. Ich frage mich das, weil ich auch in einem Unternehmen, in einer Abteilung, dieses Spiel der Dominanz erlebe.
Ist diese Stärke und Dominanz ein Erfolgskonzept, das Zukunft hat oder hat ein anderes Konzept, das Konzept der Wildhunde, von dem ich euch gleich erzählen möchte, größere Chancen, mehr Potenzial für langfristigen Erfolg?
Das Erfolgskonzept der Wildhunde
Die Antilope, deren Kopf die Hyäne davonträgt, war von einem Rudel Wildhunde erlegt worden. Im Team hatten sie die größere Beute gejagt, sie mit vereinten Kräften zu Boden gerissen und zur Strecke gebracht.
Bevor sich die Wildhunde aber über die Antilope hermachen und ihren Hunger stillen konnten, wurden sie von einigen Hyänen gestört, welche ihnen die Beute abnahmen, die Antilope in Stücke rissen und die Stücke, wie den Kopf auf dem Foto, davontrugen.
Die Arbeit der Jagd war für die Wildhunde umsonst gewesen. Eine Lehre fürs Leben: Es wird immer einen stärkeren, größeren Konkurrenten geben, der einem den Lohn streitig machen kann.
Aber …
Das bedeutet nicht, dass die Wildhunde aufgegeben hätten. Sie haben sich nicht einschüchtern lassen und haben nicht aufgegeben. Denn ihr Erfolgskonzept lautet: Die Effizienz der Teamarbeit immer besser nutzen.
Stärken effizient nutzen
Wildhunde gehören zu den effizientesten Jägern – weil sie gelernt haben, als Team auf eine Weise zu agieren, dass sie mit ihren Kräften haushalten können.
Löwen und Geparde, diese starken und kraftvollen Raubtiere, verausgaben sich auf der Jagd. Sie gehen an ihre Leistungsgrenze. Und wenn der Versuch, den sie unternehmen, um Beute zu reißen, nicht von Erfolg gekrönt ist, dann brauchen sie eine Erholungsphase.
Wildhunde aber sind deswegen so erfolgreiche und effiziente Jäger, weil sie, wenn ein Deal nicht zustande kommt – oder ihnen ein starker Konkurrent die Beute abgejagt hat –, gleich wieder auf Jagd gehen können. In einer Zeit, in der die Beutetiere knapper werden, die Märkte weniger ertragreich, ist das ein Vorteil, um sich zu behaupten.
Wildhunde agieren sehr fokussiert im Team. Sie haben gelernt, dass das Teamwork den Erfolg bringt. Sie haben auf der Jagd den langen Atem gelernt, den Erfolg oft braucht. Sie haben ein gemeinsames Ziel, welches dieses Team antreibt.
Und ich kann mir deswegen gut vorstellen, dass die Geschichte mit der Hyäne heute anders ausgehen würde: Dass zum Beispiel die Wildhunde eine Taktik entwickelt haben, um die Beute schneller außer Reichweite von größeren Konkurrenten zu bringen. Dass sie gelernt haben, die Schwächen ihrer „starken“ Konkurrenten für sich zu nutzen.
Erfolgspotenziale erkennen und nutzen
Führt Anke und mich eine Impedition in ein Unternehmen, dann schauen wir unter anderem auch, wo sind die Hyänen, die Faktoren, die den Erfolg gefährden, und wo die Wildhunde? Welche Stärken und welche Starken könnten ein Auslaufmodell sein und wie kann ein Team sein Potenzial noch besser nutzen?
Die Erinnerung an die Hyäne mit dem Antilopenkopf und das Rudel Wildhunde ist dabei für mich immer ein Reminder, auch die Entwicklungen in einem Unternehmen durch die evolutionäre Brille zu sehen:
Es braucht eigentlich nicht noch einen Lehrgang, eine Fortbildung oder ein punktuelles Team-Building-Event, um ein perfektes und effizientes Team zu entwickeln – es braucht Zeit, Entstehungszeit. Es braucht in einem Unternehmen Rahmenbedingungen, die einem Team eben diese Zeit einräumen. Und ein gemeinsames Ziel.
Das wirklich gemeinsame Agieren unter dem Druck der aktuellen Gegebenheiten – und auch das gemeinsame Scheitern, neu anfangen, anders ansetzen –, das sorgt für ein erfolgreiches Team.
Es sind die Rahmenbedingungen und das Learning by doing, die zu einem Entwicklungsschub in einem Team führen.
Ich denke, die Effizienz eines „Wildhund“-Teams in eurem Unternehmen ist ein Erfolgskonzept, dass euch langfristig gegenüber „stärkeren“ Konkurrenten die entscheidenden Vorteile bringt – weil ihr euch nicht auf der kurzen Strecke verausgabt. Weil ihr euren Potenzialen die Zeit gebt, sich auszubilden.
Ein effizientes Team entwickelt sich über einen gewissen Zeitraum, wenn sich die individuellen Mitglieder des Teams mit ihren jeweiligen individuellen Potenzialen eingebracht haben. Das braucht die Klarheit über die Stärken und das Wissen um das Potenzial – und ihr braucht die Ausdauer, es immer wieder aufs Neue zu versuchen, eure Effizienz zu verbessern, indem ihr die Zusammenarbeit verbessert und auf das gemeinsame Ziel einzahlt.
Euer Mike