„Vier-Tage-Woche? Das funktioniert bei uns nicht!“ Zu viel Arbeit, zu wenig Personal. Am Ende bleiben die Kunden auf der Strecke. So argumentieren viele Geschäftsinhaber des Handwerks. Ein Chef hält dagegen. Er hat eine 4,2-Tage-Woche in seinem Betrieb eingeführt und sieht darin nur Vorteile, sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden, letztendlich sogar für sich selbst, als Geschäftsführer. Wie funktioniert sein Modell?
Stress im Alltagstrott
Freitagmittag, 14:30 Uhr. Der Monteur Tom verabschiedet sich von seinem Kunden, steigt schnell in den LKW, um ihn vor dem Firmengebäude abzustellen. Die Fahrt zieht sich, der Verkehr stockt. Am Büro angekommen, springt Tom aus dem Wagen, entlädt den LKW und sortiert noch einige Unterlagen. Bis er die Tür ins Schloss fallen lässt. Es ist kurz vor 17 Uhr. Feierabend!
Vor sechs Monaten lief ein typischer Freitag in dem Handwerksbetrieb noch ungefähr so ab. Am Montagmorgen wurde der LKW neu beladen, bevor Tom zum nächsten Kunden fuhr, wo er erst am späten Vormittag aufschlug.
Geht das nicht effizienter? Anstatt wie viele andere Handwerksbetriebe mit einem schlichten „Nein!“ jeglichen Gedanken an Veränderung zu verwerfen, hinterfragte der Geschäftsführer dieses Betriebs die internen Prozesse. Können wir die Woche nicht anders strukturieren? Wo verschwenden wir Zeit?
Kleine Änderung, große Wirkung
Freitagmorgen. Die Monteure tragen noch die letzten Teile in den LKW. Es folgt eine kurze Abstimmung über die anstehende Arbeitswoche. Dann der Start ins Wochenende. Um 10 Uhr. Tom fährt nach Hause zu seiner Familie, um mit seiner Frau und seinen Kindern das lange Wochenende zu genießen. Am Montag um 7 Uhr startet er ohne Stress den vollen LKW … und erscheint pünktlich auf die Minute bei seinem zufriedenen Kunden. Dort kann er den ganzen Tag wertschöpfend arbeiten.
Was hat der Chef umgestellt? Montag bis Donnerstag sind nun für alle Monteure volle Arbeitstage bei den Kunden. Die Logistik wird auf Freitag gelegt.
Effizienz gewinnt trotz Vier-Tage-Woche
Diese Umstellung bringt Vorteile für alle: Die Kunden sind zufriedener, weil sie absolute Klarheit über die Arbeitszeiten der Handwerker haben. Die Handwerker sind zufriedener, weil sie Freitag früh und stressfrei ins Wochenende starten können. „Was ich davon habe? Na ja, ich habe motiviertere Mitarbeiter. Sie bringen die gleiche Leistung, aber die Ergebnisse sind besser, schneller, eben effizienter. Und klar: Auf meine Attraktivität als Arbeitgeber wirkt sich das auch nur positiv aus, quasi eine Vier-Tage-Woche bieten zu können, das merke ich schon jetzt. Was willst du mehr?“, grinst mich der Chef an … Und ich muss ihm ohne Zweifel Recht geben.
Was mich an diesem Beispiel aus dem realen Alltags-Business fasziniert und bestätigt: Es muss nicht der große Umbruch sein, ihr müsst nicht in das laufende große Getriebe eingreifen. Oft könnt ihr mit kleinen Änderungen eine ganz große Wirkung erreichen. Denn viele Dinge, Prozesse und Aspekte hängen miteinander zusammen. Dieser Handwerksbetrieb ist das beste Beispiel dafür.
Die Inspiration für diesen Blog haben wir durch die Firma WBH Water GmbH mit Sitz in der Vulkaneifel erhalten. Die WBH Water GmbH hat eine Anpassung der Arbeitszeiten ähnlich erfolgreich durchgeführt.
Euer Mike
PS: Einige Gedanken zu Employer Branding findet ihr hier.