Wir waren gerade einmal 15 Meter vom Wasserloch entfernt, als eine eindrucksvolle Warzenschwein-Mama mit ihren zwei vielleicht einige Monate alten Ferkeln zum Trinken kam. Wobei die beiden Babyschweine weniger Durst zu haben schienen, als dass sie in Spiellaune waren: Die putzigen Mini-Schweinchen tobten durch den Sand, wühlten im Schlamm am Rand des Wasserloches. Niedlich.
Dann tauchte ein Schakal auf – und die beiden Ferkel hatten ein lebensbedrohliches Problem, dessen Lösung ich auch mit Blick auf eure Erfahrungen mit „Schakalen“ in Unternehmen und Wirtschaft bemerkenswert fand.
Wer sind die Schakale bei euch?
Wer oder was in eurem Unternehmen ein solcher Schakal sein kann, ist in Unternehmen sehr individuell.
Okay, es gibt einige Themen, die mehr Unternehmen betreffen, ganze Volkswirtschaften, die weltweite Wirtschaft: Globalisierung, die Disruption aufgrund Digitalisierung, eine Pandemie, Kriege. Es tauchen umfassende Veränderungen auf, die das Bestehende in Frage stellen und herausfordern.
Aber selbst diese umfassenden Themen wirken sich auf jedes Unternehmen anders aus. Jedes Unternehmen, jeder Bereich, hat seine eigene Geschichte, seine ganz eigene Struktur, die gewachsen ist und reagiert somit unterschiedlich auf ähnliche Bedrohungen – auf den ,Big Schakal’, der durch die Weltgeschichte stapft.
Auch innerhalb dieser so unterschiedlichen Unternehmensstrukturen, die wir bei unseren Impeditionen in den Blick nehmen, gibt es Szenen, wie die am Wasserloch in Afrika beobachtete.
Es tauchen interne Bedrohungen auf, die das freie und produktive Zusammenspiel der Menschen im Unternehmen hemmen: Das können bestimmte Regeln oder Methoden sein, die nicht zum Team passen, weil ein One-Size-fits-all-Vorgehen propagiert wird. Oder wie Mike dies ausführt, sogar eine Best Practice, die plötzlich am Horizont auftaucht und für den Erfolg gefährlich wird.
Es können Forderungen nach veränderter Unternehmenskultur sein, die jedoch die komplette Dynamik auf eine Weise verändern, dass die Prozesse nun erst recht unrund laufen.
Häufig aber ist der Schakal bei euch im Unternehmen ein blinder Fleck, den ihr nicht zu fassen bekommt, vielleicht zunächst gar nicht wahrnehmt, bevor er so nah gekommen ist, dass es fast zu spät ist, zu reagieren.
Unternehmen stärken, netzwerken
Bevor euch solche blinden Flecke gefährlich werden können, halte ich eine Taktik, wie sie die Warzenschwein-Familie zeigte, für sehr hilfreich: Die beiden süßen Ferkel waren mit ihrem Fokus ganz auf ihr Spiel, ihre unmittelbaren Interessen gerichtet, der Schakal war für sie ein gefährlicher blinder Fleck. Und als sie ihn bemerkten, als er Jagd auf sie machte und sein Maul öffnete, um zuzuschnappen, hätte es zu spät sein können. Hätte. Denn die Kommunikation innerhalb der Warzenschwein-Familie funktionierte tadellos: Die Sau hatte die Umgebung im Blick, auch ihr älterer Sohn, mit seinen gut anderthalb Jahren, wie uns der Guide erklärte, schon ein respektabel schweres Tier, war zur Stelle. Die Familie bildete ein Netzwerk, das mit blinden Flecken rechnete, das von unterschiedlichen Blickwinkeln auch das Geschehen beobachtete. Das sich über das Beobachtete, die gespürte Nähe einer Gefahr, austauschte, so dass im richtigen Moment die richtigen Maßnahmen getroffen werden konnten: und die Familie mit vereinten Kräften die Ferkel beschützte – die Hauer der Sau waren wirklich eindrucksvoll –und den Schakal in die Flucht schlug.
Ich denke, dass es dieses Austauschen innerhalb eines Netzwerkes, das Nutzen der unterschiedlichen Blickwinkel, zum Beispiel in eurem Unternehmen auch ein Blickwinkel von außerhalb, um mehr zu sehen als nur „das nahe Wasserloch“, wertvoll ist. Und ihr dem Schakal, wenn ihr euer Unternehmen, die unterschiedlichen Bereiche, Teams als ein informatives Netzwerk versteht, nicht das Feld überlasst.
Eure Anke