Der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail … – und dem möchte ich auf jeden Fall zustimmen. Ein wenig Sand im Getriebe kann euer Projekt, euer Unternehmen, zum Stocken bringen. Aber heute möchte ich nicht von diesem Sand schreiben. Ich möchte euch von einem Elefanten erzählen.
Als ich das erste Mal auf einer Expedition einem der afrikanischen Giganten nah kam, war das eindrucksvoll. Diese majestätischen Tiere ganz nah zu beobachten, ist unvergesslich.
Der Elefant, von dem ich aber heute schreiben möchte, lebt nicht frei in der afrikanischen Savanne. Er sitz vielmehr in fast jedem Unternehmen in den Meetings oder hat es sich in der Produktionshalle gemütlich gemacht– und das führt zu mächtig dicken Problemen in eurer Organisation.
Der verschwundene Elefant
Der Elefant ist ein dicker, grauhäutiger Koloss, der nicht zu übersehen ist, der auch nicht übersehen wird.
Nicht der Elefant ist der große blinde Fleck, der in eurem Projekt zu Problemen führt.
Vielmehr ist das eigentliche, wirklich große Problem, das ich sehe: Dass der Elefant in der Wahrnehmung verschwindet. Er ist da, jeder weiß es, aber keiner spricht darüber. Denn der Elefant steht für die großen Probleme in einem Unternehmen, für die gewichtigen Themen, die es anzusprechen gilt, wenn etwas nicht rund läuft.
Diese mächtigen Aspekte sind meist bekannt (zum Beispiel der Zwist, den zwei Führungskräfte untereinander haben und der dafür sorgt, dass ganze Abteilungen nicht funktionieren) – aber dennoch verschwinden sie im Unternehmensalltag und werden dann zu blinden Flecken, die den Erfolg nachhaltig stören.
Die blinden Flecken entdecken
Warum werden die blinden Flecken nicht erkannt, nicht darüber gesprochen, obwohl sie doch wie ein Elefant unübersehbar vorhanden sind?
Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel es ausmacht, von außen mit einem neutralen Blick, einer gewissen Naivität sogar (die den Elefanten nicht als selbstverständlich nimmt, sondern einfach mal „dumm“ nach ihm fragt), in ein Unternehmen hineinzugehen.
Im eigenen Saft zu schwimmen, diese Betriebsblindheit, die Gewohnheit des eingeübten Blicks, der Fesseln der Normalität, von denen die berühmte Geschichte des angeketteten Elefanten von Jorge Bucay erzählt, sind so stark, dass selbst die ganz großen Probleme nicht mehr wirklich erkannt und thematisiert werden. Zu vieles wird als selbstverständlich erachtet – „Ach, der. Du meinst den Elefanten. Der sitzt da halt immer …“
Die Münze hat zwei Seiten
Erst durch unsere Impeditionen, auf denen wir nichts als selbstverständlich nehmen, neutral beobachten, können wir diese blinden Flecken den Beteiligten bewusst machen.
Und nur wenn das gelingt, dass die großen Themen auf den Tisch kommen, können die Details angegangen werden. Oder anders gesagt (und wer uns einmal live und in Farbe erlebt hat, weiß, wie sehr Anke und ich uns als Team hier ergänzen): Die Münze hat zwei Seiten. Betrachtet ihr nur die eine Seite, die Detailseite, dann überseht ihr die blinden Flecken auf der anderen Seite. Und – wie Anke dann einwirft: Fokussiert ihr euch allein auf die großen Themen, dann werden euch die problematischen Details den Erfolg kosten.
Ja, der Teufel steckt im Detail, aber oft hat er auch die Gestalt eines dicken, grauhäutigen Kolosses, der sich gerne unsichtbar macht und Schaden anrichtet.
Euer Mike