Dieses Jahr des vielen „Zuhausebleibens“ hat mein Reisefieber ganz schön steigen lassen – und mich dazu gebracht, mir Mikes Fotos von einer unserer letzten Expeditionen nach Südafrika noch einmal anzuschauen. Auf einem Schnappschuss sind Mike und ich auf Safari und beobachten gerade eine Herde Elefanten. Und ich erinnere mich, was mir unser Guide erzählte, während Mike seine Kamera zückte, um diesen Moment festzuhalten. Davon möchte ich euch gerne erzählen. Weil mich diese Erinnerung nicht nur sehnsüchtig nach der Ferne werden lässt, sondern mir bewusst macht, was ihr in euren Unternehmen auf keinen Fall versäumen solltet.
Das vererbte Wissen
Aber zurück zu den faszinierenden Dickhäutern … Elefanten leben in einem Matriarchat mit einer Leitkuh, meist die Herdenälteste. Die Leitung wird vererbt – und die Nachfolgerin der Matriarchin eingearbeitet wie in der vorbildlichsten Unternehmensnachfolge. Sie teilt das Wissen, das die Nächste braucht – besonders wichtig: die mentale Karte, auf der das Wasser verzeichnet ist. So werden die Hotspots, an denen es Wasser gibt, seit Jahrhunderten weitergegeben.
Nur: Die globale Erwärmung macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Diese Herden, die durchaus aus 40 bis 50 Tieren bestehen können, gehen in die Irre, weil sie ihrer Leitkuh zu versiegten Quellen folgen.
Was passiert nun mit den Elefanten? Manche Herden werden an anderen Stellen Wasser finden und neu lernen. Andere werden aussterben.
Ein müder Riese
Und prompt bin ich in Gedanken zurück in der Unternehmenswelt: Ich erinnere mich an ein Unternehmen, das Mike und mich letztes Jahr zu sich holte, um herauszufinden: Warum werden unsere Umsätze immer schlechter? Als wir begannen, durch das Unternehmen zu gehen und mit den Mitarbeitern und Führungskräften zu sprechen, sahen wir:
Das Unternehmen wurde in etwa so geleitet, wie es der Großvater schon vor dem jetzigen Chef geleitet hatte. Stabil. Aber auch starr. Die Unternehmensleitung war stolz auf das Bestehende – aber entwickelte dieses nicht weiter. Und sah deswegen nicht, dass es sich wie ein müder Riese auf das eigene Verschwinden zubewegte. Denn sie wurden immer wieder von Veränderungen auf dem Markt überrollt.
Es geht nicht immer weiter ohne Veränderung
Unternehmer müssen sich immer darauf einstellen, dass das Wasser ausbleibt. Dass ein Markt versiegt. Wie schwer das für viele ist, haben wir mit Corona im großen Stil erlebt:
Im ersten Lockdown schafften es viele Unternehmer kaum aus der Schockstarre. Viele haben erst einmal versucht, mit Ach und Krach ein Notgeschäft ans Laufen zu bringen, um über die Runden zu kommen: Immer mit dem Auge darauf, dass nach dem Lockdown hoffentlich alles ist wie zuvor. Und sie dachten: Die Besserung der Lage im Sommer zeigt doch, dass wir zur Normalität zurückkehren …
Und prompt: Als der zweite Lockdown kam, standen sie da wie am Anfang. Schockschwerenot. Sie hatten die so notwenigen Veränderungen nicht vorgenommen.
Unternehmen können nicht überleben, wenn sie sich nicht weiterentwickeln. So gut altes Wissen und Traditionen sind, wenn sie nicht regelmäßig mit Neuem – Impulsen, Innovationen – gefüttert werden, werden sie überholt. Es reicht eben nicht aus, immer wieder zu den selben Quellen zu trotten und zu hoffen, dass es sie noch gibt.
Eure Anke
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Sehr guter Vergleich! Und manche Unternehmer verlassen sich eben auf die falschen „Leitkühe“.